Vorwort

Das bei Terrassierungsarbeiten im Frühjahr 1994 leider zu einem erheblichen Teil zerstörte Hauptgebäude der gallo-römischen Villa von Vichten gehört zweifelsfrei zu den wichtigsten Entdeckungen der luxemburgischen Landesarchäologie aus den letzten Jahrzehnten.

Die Ausgrabungen eines kleinen Teils der Anlage förderten im Frühjahr 1995 nicht nur ein prachtvolles, hervorragend erhaltenes Musenmosaik zutage. Sie lieferten auch zahlreiche interessante Funde zu anderen Aspekten der Innenausstattung des Gebäudes, etwa Fragmente von Wandmalereien und von Wandverkleidungen sowie Elemente der Deckenverkleidung, welche eine teilweise Rekonstruktion der Innenräume ermöglichen. Von besonderem Wert erweisen sich über die Funde selbst hinaus auch die zahlreichen Beobachtungen, die bei der Ausgrabung und Bergung aber auch bei der aufwendigen Restaurierung des Mosaikfußbodens und der anderen Elemente der Innenausstattung gemacht werden konnten. Sie erlauben Einblicke in handwerkliche Techniken und in zeitlichen Abläufe einzelner Arbeitsprozesse, wie sie in solcher Fülle bislang nur selten gemacht und noch seltener ausgewertet und vorgelegt werden konnten.

Als der in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre mit der Bergung und Restaurierung des Musenmosaiks beauftragte Museumsrestaurator Rainer Fischer vor einigen Jahren darum bat, neben seiner tagtäglichen Arbeit in der Museumswerkstatt vor seiner Pensionierung auch die von ihm damals erstellte umfangreiche Dokumentation auswerten und vorlegen zu können, stieß sein Vorschlag bei der Museumsleitung daher nicht auf taube Ohren.

Im Einvernehmen mit dem Autor wurde dann schon im Entstehungsprozess des Buches die Entscheidung getroffen, dieses nicht auf Papier, sondern ausschließlich in digitaler Form vorzulegen, was durchaus eine Premiere in der Schriftenreihe des Nationalmuseums darstellt. Sie begründet sich dadurch, dass nur im digitalen Format den Leserinnen und Lesern ein möglichst großer Teil der bei der Grabung, Bergung und Restaurierung angefertigten Fotos und Befundzeichnungen zugänglich gemacht werden können. Sie stellen zweifellos eine reiche Informationsquelle für weitere Forschungen zur Innenausstattung von Gebäuden in den römischen Nordwestprovinzen und darüber hinaus dar.

Es bleibt mir die angenehme Pflicht, unseren Restaurator Rainer Fischer für den erfolgreichen Abschluss seines Vorhabens zu beglückwünschen. Mein Dank gilt auch dem Digital Curator des Nationalmuseums, Gilles Zeimet, für den Vorschlag einer digitalen Buchvorlage und die Begleitung des Prozesses.

Möge das Buch die ihm gebührende Aufmerksamkeit finden, nicht nur in ausgewiesenen Fachkreisen, sondern auch bei einem größeren, an römerzeitlicher Wohnkultur und römischer Bautechnik interessierten Publikum.

Prof. Dr. Michel Polfer

Direktor des Nationalmuseums für Geschichte und Kunst Luxemburg