1.2. Entdeckung

Eine ortsansässige Bauernfamilie wollte expandieren und stellte einen Bauantrag auf Aussiedlung des Betriebes für ihre Viehwirtschaft. Die alte landwirtschaftliche Hofanlage lag in Sichtweite zum Dorfrand am Bach Viicht. Rechts neben der neuen Stallung wurde bereits im Jahr 1990 ein Wohnhaus errichtet. Da das Gelände an besagter Stelle schon leicht terrassiert war, konnte ohne große Erdbewegungen und Aufwand der Bauplatz vorbereitet werden, in praktisch der gleichen Sichtachse wie die darunter ruhenden gallo-römischen Gebäudereste, bestehend aus dem Hauptgebäude mit angenommenen zwei Seitenflügeln (siehe Abb. 4).

Der gesamte linke Flügel der einst herrschaftlichen, streng symmetrischen, gallo-römischen Villa wurde planiert, terrassiert und die Reste in die Fundamente des Neubaus integriert. Hangabwärts wurden die abgetragenen Mauerreste mitsamt den Wand- und Deckenmalereien, der Marmortäfelung und diversem Fundmaterial umgelagert.

Um den Milchkühen einen barrierefreien Zugang zur extensiven Weidewirtschaft zu ermöglichen, wurde an der Westseite des Kuhstalls im Sommer des Jahres 1994 eine weitere Fläche in der Verlängerung des Stalls ausgeschachtet, um eine 20 cm mächtige und 10 x 18 m große Betonbodenplatte gießen zu können. Und hier wurde der Landwirt von einem vielfarbigen römischen Fußbodenmosaik in seinem Hanggrundstück überrascht. Zum Glück kratzte die Baggerschaufel nur an der Oberfläche und löste eine Handvoll Steinwürfelchen aus dem antiken Verbund. Hastig wurde das Mosaik auf einer Fläche von 2 x 2 m freigelegt, grob gereinigt, fotografiert, die Entdeckung jedoch den zuständigen Behörden nicht gemeldet. Mit dem Hintergedanken, die freigelegte Mosaikfläche zu einem späteren Zeitpunkt zu bergen, wurde die Fundstelle mit Sand vorsichtig abgedeckt. Die dann erfolgte Versiegelung durch die stabile Betondecke verdeckte vorerst den geheimen Fund.

Es sollte anders kommen, als geplant. Nach einem anonymen telefonischen Hinweis an einem Donnerstag, dem 08. Dezember 1994, konnte der Verfasser mit dem zuständigen Museumsarchäologen, Dr. Jean Krier, vor Ort die Fundstelle begutachten. Das von der Eigentümerfamilie zur Verfügung gestellte Foto zeigt die Momentaufnahme der unbeabsichtigten Aufdeckung des römischen „Musen-Mosaiks“. Außer Schrammspuren und einer kleinen Fehlstelle im Eckzwickel links, war die Baggerattacke ohne größere Folgen für das Mosaik geblieben. Erste Schritte für eine längere Grabungskampagne - die am 13. März 1995 begann - wurden mit der Eigentümerfamilie besprochen. Es vergingen weitere knapp vier Monate, bis das nun vollständig freigelegte, oberflächengereinigte und gesicherte „Musen-Mosaik“ am Montag den 10. Juli 1995 zur Bergung bereitlag ().

Bibliografie

Fischer 2000
Fischer, R. (2000). Mosaik von Vichten: Die Restaurierungsarbeiten am römischen Mosaik sind abgeschlossen. In Musée info: Bulletin d’information du Musée national d’histoire et d’art, S. 38-39. Luxemburg.