2.5. Farbglanz

Immer wieder wurden in dem VITRUV‘schen Text auf die sorgfältige Auswahl der Baustoffe und die Reihenfolge der Arbeitsabläufe hingewiesen. Auch die Trocknungsprozesse waren von entscheidender Bedeutung für die Haltbarkeit und Qualität der Malerei. Der charakteristisch schimmernde, eigentümliche Glanz der Freskenmalerei war zum einem von der Qualität der Grundierung mit polierfähigem Marmormehl abhängig und zum anderen von der Restfeuchte im Kalkverputz. Hierzu vermerkte VITRUV, dass „wenn aber die Farben noch bei feuchtem Verputz sorgfältig aufgetragen werden, dann lösen sie sich nicht, sondern halten sich immerwährend, weil der Kalk, nachdem aus ihm im Kalkofen die Feuchtigkeit herausgekocht und er durch Porosität kraftlos gemacht ist, durch den Durst gezwungen, alles in sich schlürft, was mit ihm zufällig in Berührung gekommen ist. Dadurch, dass er sich mit den von anderen Substanzen beigebrachten Substanzen oder Grundstoffen mischt und zusammen mit ihnen fest wird, wird er, aus welchen Bestandteilen die Mischung auch zusammengesetzt sein mag, wenn er trocken wird, in einem Zustand versetzt, dass er nur die seiner eigenen Art eigenen Eigenschaften zu haben scheint. Daher wird richtig hergestellter Verputz nicht im Laufe der Zeit rau und lässt, wenn er abgestaubt wird, die Farben nicht los, es sei denn, dass sie zu wenig sorgfältig und auf trockenem Putz aufgetragen sind. Wenn also der Verputz an den Wänden in der oben beschriebenen Weise hergestellt ist, wird er Feuchtigkeit, Glanz und bis zu hohem Alter eine dauernde Trefflichkeit haben können. Wenn aber nur eine Putzschicht aus feinem Sand und nur eine aus gestoßenem Marmor aufgelegt ist, dann wird der dünne Verputz, weil er nicht stark genug ist, leicht rissig, und er wird wegen seiner geringen Dicke nicht durch Polieren den gehörigen eigentümlichen Glanz haben ().

Bibliografie

Vitruv 2013
Vitruv (2013). Zehn Bücher über Architektur (C. Fensterbusch, Übersetzer). Darmstadt.