3.6. Herstellung der Steinwürfel

Der nächste konservatorische Arbeitsschritt war die Schließung der zerstörten Bereiche. Immerhin waren etwa zehn Prozent des „Musen-Mosaiks“ beschädigt. Eine Summe, die sich aus den beiden Zerstörungen, einmal vor langer Zeit mit dem Tunneleinstieg und neuzeitlich dem Baggereingriff ergibt. Bei einer Gesamtfläche von 60,29 qm waren so rund 6 qm zu erneuern. Die Kantengröße der Steinkuben variierte größtenteils in den Musterflächen zwischen 8 mm und 12 mm, dem Grund der Medaillons zwischen 7 mm und 11 mm und den Figuren zwischen 2 mm und 6 mm. Auf die jeweiligen Mosaikflächen umgerechnet:

  • Rapportmuster pro qm = 10000 x 51,29 = 512900 Steinkuben
  • Grund der Medaillons pro qm = 12100 x 6 = 72600 Steinkuben
  • Figuren pro qm = 22500 x 3 = 67500 Steinkuben
  • Gesamt 653000 Steinkuben
  • Fehlstellen rund 10% = 65300 Steinkuben

Die Ergänzung der Fehlstellen erfolgte unter größter Sorgfalt hinsichtlich einer einfachen und ästhetisch ansprechenden Umsetzung im Sinne einer Komplettierung. Es musste eine Methode gefunden werden, die zum einen die ästhetisch homogene Schließung der Fehlstellen ermöglichte und zum anderen restaurierungstechnisch umsetzbar war. Zur Wahl standen drei Möglichkeiten der Fehlstellenergänzung:

  1. Mit eingefärbtem Gips - die Steinreihen werden vorher in den Untergrund geritzt
  2. Mit eingefärbten Kunststoffsteinen
  3. Mit Naturstein

Die Entscheidung fiel zugunsten der dritten Variante aus, da im Gegensatz zu Kunststoffen und Farbretuschen mit vergilbendem Lacküberzug, Naturstein alterungsbeständig ist. Des Weiteren erübrigt sich eine teure Ausstellungsbeleuchtung und spezielle -architektur, da das natürliche Material kaum von Licht- und Umwelteinflüssen verändert wird. Um diese Vorgabe umsetzen zu können, benötigten wir das gleiche Steinmaterial, das die antiken Mosaizisten in Vichten verwendeten. Mit dem Atelier for Works of Mosaics, das auf die Präparation von Steinmaterial für diverse Mosaikwerkstätten spezialisiert ist, fanden wir einen geeigneten Partner. Das Rohmaterial für die Herstellung der tessellae bezieht diese Werkstatt zum Teil aus Steinbrüchen, die in der Antike bereits bergmännisch bewirtschaftet wurden (siehe Abb. 93).

145 kg Rohmaterial von verschiedenfarbigem Naturstein, den Buntmarmoren, in der Übergröße von 15 mm dicken Streifen geschnittenen, wurden per Luftfracht angeliefert und mit entsprechenden Werkzeugen in mühevoller Kleinarbeit auf die erforderlichen Größen reduziert. Für den weißen Marmor wurden hauptsächlich Größen von 7 mm und 10 mm benötigt, für den schwarzen 8 mm und 12 mm. Alle anderen Farben bespielten Größen von 2 mm bis 12 mm. Nach alter Handwerkstradition mit Zangen gekniffen oder auf einem großen Holzklotz mit eingelassenem Meißel geschlagen konnten so rund 65000 Steine, als tessellae vorbereitet in Pappschachteln nach Farben und Größen sortiert werden.

Expand Expand Abb. 93
Farbpalette der Marmormuster vom Kibbuz Eilon, Israel (Quelle: MNHA/Tom Lucas & Ben Muller, 2022)

Nachdem die Oberflächen gereinigt waren, konnten die Styroporplatzhalter in den Fehlstellen und die Kantensicherungen der Fehlstellenränder entfernt und nach erfolgter Begradigung derselben mit neuen Marmorwürfeln aufgefüllt werden (siehe Abb. 94).

Expand Expand Abb. 94
Oberflächenreinigung abgeschlossen. Links und rechts größere Beschädigungen durch modernen Maschineneinsatz, Feld X (Quelle: MNHA/Rainier Fischer, 1999)