4.1.1. Gattungsnamen

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Grabungsplanausschnitt Raum 1 (Quelle: MNHA/Rainier Fischer auf Grundlage von Véronique Biwer)

Ein allgemeiner gültiger Gattungsnamen für das Mosaik ist aus der Blütezeit der römischen Mosaikkunst im 2. oder 3. Jahrhundert nicht überliefert. Aus dem griechischen téssares (= vier oder viereckiges) abgeleitet, übernahmen die römischen Mosaizisten den aus Griechenland abstammenden Begriff tessella oder tessera für die Mosaiksteinchen. „Das Verbum TESSELLARE begegnet mehrfach in Mosaikinschriften. Es hängt zusammen mit TESSELLA = Würfel…“ ().1

Durch Rückübertragungen aus dem Lateinischen in das Griechische wurden offenbar neue Begriffe und Begriffserweiterungen unter den Handwerkern um 300 n. Chr. gebräuchlich (). So erscheint die Wendung „pictura est de museo“ um diese Zeit in den SCRIPTORES HISTORIAE AUGUSTAE. Auch „in den spätantiken Maximaltarifen“ von Kaiser DIOKLETIAN im Jahre 301 n. Chr. wird der „Fußbodenmosaizist“ klar vom „Wandmosaizisten geschieden. Ist der Wortstamm im Lateinischen auf Wand- und Gewölbemosaiken beschränkt…“ (). Und hundert Jahre später erwähnt AUGUSTINUS2 Figuren, die musivo picta sunt hergestellt wurden ().

Zur Bedeutung des Wortstammes „Mosaik“ gibt es unterschiedliche Interpretationsansätze. So behauptet Meyer: „… in spätrömischer Zeit, wohl nicht vor dem Ende des 2./Anfang des 3. Jh., wird die Wendung „opus musivum“ gebräuchlich (). In Anlehnung an die mosaikartigen Stein- und Muschelinkrustationen in den von Musen und Nymphen bewohnten Grotten. Eine Herleitung des Wortes Mosaik von arabisch „musáuvak“, dass geschmückt oder verziert bedeutet, wird auch diskutiert. Dem entgegen setzt Donderer: „Denn der „Ausgangspunkt der plinianischen Schilderung sind die Tessellatmosaiken. Da sie sich aus unterschiedlichem Steinmaterial zusammensetzen…“ „Die Tessellatpavimente werden von den Plattenböden abgelöst, denn nur so ist der Begriff lithostrata zu verstehen.“ ().

Andere in der Mosaikforschung benutzte Ausdrücke für Bodenmosaike wie opus musivum, opus tessellatum, opus vermiculatum oder opus sectile sind antik nicht bezeugt. Auf „die Wand- oder Gewölbeverkleidung“ beziehen sich „die Termini opus alexandrinum oder opus musivum. (). Donderer übernimmt für die Gattung Bildmosaik, das von PLINIUS erwähnte „pavimenta elaborata arte picturae ratione“ (). Denn PLINIUS unterscheidet in seiner berühmten „HISTORIA NATURALIS“ - beim Tod des Verfassers 79 n. Chr. noch nicht ganz fertiggestellt - zwischen dem Bildmosaik „pavimenta elaborata arte picturae ratione“ () und farbigen Plattenböden „pavimenta lithostrota“ (). Lithostrata bedeutet im griechischen Steinstreu. Hundert Jahre älter ist die einfache Unterscheidung bei VITRUV in Plattenboden aus Rauten, Dreiecken, Quadraten oder Sechsecken, dem „pavimenta struantur sive sectilia“ oder (Boden)mosaik „tesseris“. Vitruv meint hier allgemein das einfache Bodenmosaik ohne Einsatzmosaik in Form von Bildfeldern ().


  1. . „Ein Mosaizist kann durch TESSELLARIUS, TESSERARIUS oder TESSELATOR bezeichnet werden, denn sowohl TESSELLA als auch TESSERA können „Mosaikwürfel“ bedeuten“. ↩︎

  2. Agustinus von Hippo - geboren 13.11.354 in Tagste und gestorben 28.08.430 in Hippo Regius – war ein bedeutender Kirchenlehrer. ↩︎

Bibliografie

Donderer 1987
Donderer, M. (1987). Die antiken Pavimenttypen und ihre Benennung. In Jahrbuch des deutschen Archäologischen Instituts, 102, S. 365-377. Berlin.
Donderer 1989
Donderer, M. (1989). Die Mosaizisten der Antike und ihre wirtschaftliche und soziale Stellung. Erlangen.
Fischer 1969
Fischer, P. (1969). Das Mosaik, Entwicklung, Technik, Eigenart. Wien und München.
Meyer et al. 1990
Meyer, A. et al. (1990). Reclams Handbuch der künstlerischen Techniken. Stuttgart.
Plinius 1993
Plinius, S. (1993). Naturalis Historia. XXXVII, Steine (R. König, Übersetzer). München.
Vitruv 2013
Vitruv (2013). Zehn Bücher über Architektur (C. Fensterbusch, Übersetzer). Darmstadt.