4.2.9. Ausrichtung der Musenmedaillons

Uneinheitlich sind die hilfreichen Namensbeischriften über den Dargestellten in die Medaillons eingefügt. Entgegen der bei Mosaiken üblichen Hauptblickrichtung vom Eingang aus, ist diese Komposition vom gegenüberliegenden Speisebereich aus zu lesen. Entsprechend ihrer Bedeutung und Nähe zu diesem, sind auch die Namensbeischriften von Homer und den drei Musen Kalliope, Polyhymnia und Urania im rechten Winkel zur Blickachse eingefügt. Diesem schließt sich seltsamerweise die Namensbeischrift der Muse Euterpe an, obwohl genug Raum für die diagonale Variante vorhanden war. Auch die der Klio weist eine Besonderheit auf: die Ausrichtung stimmt, aber nicht mittig gesetzt. Wie bei den anderen Musen, ist die Namensbeischrift rechtwinklig zur Diagonalen des Zentrums im Hauptfeld positioniert, entsprechend der Ausrichtung der Musen. Die Trennung der Arbeitsschritte der Setzung der Einschubmosaike, und der Art der Namensbeischrift ist erkennbar.

Während die Musen teils ungeschickt zentriert wirken, sind die Namensbeischriften dagegen perfekt ausgerichtet. Als Folge der mangelhaften Positionierung der Einschubmosaike ragen unter anderem die Darstellungen des Zentralmedaillons mit Homer und Kalliope über dessen Begrenzung hinaus. Melpomene, Klio und Erato ereilten das gleiche Schicksal und mussten ebenfalls gekürzt werden (siehe Abb. 138). Bei Klio stimmt zwar die Diagonalausrichtung. Die Figur ist jedoch zu weit nach unten gerutscht und ragt über den Rahmen hinaus.

Auf zweierlei Art musste im Medaillon der Muse Melpomene nachgebessert werden (siehe Abb. 139). Zum einen streckten die hohen Schaftstiefel die Figur in die Länge und verringerten den notwendigen Platz für die breite Namensbeischrift. Der letzte Buchstabe, das N, wanderte kurzerhand in die nächste Zeile. Zum anderen ist die Muse nicht in der Diagonalen auf das Zentrum gerichtet. Beides hatte zur Folge, dass der rechte Schaftstiefel mit der Standlinie und die lange Namensbeischrift gekürzt wurde. Die Muse deutet einen Ausfallschritt an, der den Saum des enganliegenden Kleides leicht nach rechts bewegen lässt. Für Abwechslung sorgen die unterschiedlichen Schatten der Schaftstiefel: einmal als Rechteck, einmal als Dreieck.

Expand Expand Abb. 138
Durch mangelhafte Ausrichtung der Einsatzmosaike ragen drei Figuren teilweise über den vorgegebenen Setzrahmen hinaus und mussten gekürzt werden, Unterschiedliche Ausrichtung der Namensbeischriften, Felder XI, XIV, XV, XVI, XIX (Quelle: MNHA/Rainier Fischer nach Foto Christof Weber, 2002)

Legende Abb. 138

  • Rot = Zentrierung der Medaillons zur Mitte
  • Gelb = Abweichung zur Zentrierung führt zur Beschneidung der Figur
  • Grün = Namensbeischrift in Sichtachse zum triclinium (Ausnahme EUTERPE)
  • Blau = Namensbeischrift rechtwinklig zur Mitte.
Expand Expand Abb. 139
Die Muse Melpomene ragt über den Rahmen des Medaillons hinaus und nimmt der Namensbeischrift den nötigen Platz, rot markiert, Ausschnitt aus Feld XIX (Quelle: MNHA/Rainier Fischer nach Foto Christof Weber, 2002)

Allem Anschein nach, sah der Ursprungsentwurf einen Abschluss des Vorteppichs zur Rückwand hin nicht mit einem Band nach auswärts gerichteter, beidseitig abgetreppter, Dreiecke vor. Die Bemaßung, ausgehend von den abgeschrägten Schwellensteinen im Eingangsbereich bis zur Rückwand, ließ die, an den Schmalseiten des Eingangs gelegenen, Mauerversprünge außer Acht. Während der Übertragung der Vorlage auf den Ort der Verlegung führte dies zu Problemen, da die Türrahmung den Eingangsbereich verengte und so das äußere Flechtband beidseitig beschnitt. Abhilfe schuf das Verschieben der Komposition um fünf Steinreihen Richtung Nordwand. Jedoch verursachte die abknickende Ostwand, in Höhe der niedergelegten Trennwand, eine veränderte Raumsymmetrie. Der Raum wurde merklich breiter und das geometrische Muster musste den neuen Gegebenheiten angepasst werden. Maßen anfangs die beiden, mit Peltenkreuze gefüllten, Reihen im Eingangsrapport im Quadrat 30 cm bis 32 cm (= 1 pes), so vergrößerten sich diese im hinteren auf 33 cm in der Quer- und 34 cm bis 35 cm in der Längsrichtung. Die Verschiebung und Streckung des Mosaiks machten das Verlegen einer fünften Reihe im Vorteppich, gefüllt mit übereck gestellten Quadraten und Blüten, unmöglich. Die geometrisch eng gesteckte symmetrische Vorgabe für den Vorteppich ließ keinen Spielraum, um die fehlende Distanz auszugleichen, weder durch Stauchung, noch durch Streckung.