4.3. Werkstoffe

Für das „Musen-Mosaik“ wurden überwiegend gelbe, braune, rote, grüne und vereinzelt blaue Farbtöne für die Figuren verwendet. In Braun, Rot und Grün sind die Flechtbänder gehalten und das Rapportmuster mit schwarzen und weißen Steinkuben. Vor allem Rot zeichnet sich durch eine vielfältige Variationsbreite aus, für die verschiedenste Kalksteinvarietäten und Keramik eingesetzt wurden. Dies erklärt auch die gelungene Modellierung der Inkarnate, dem hellen Hautton. Vor allen den Flechtbändern war Terra sigillata als Grundlage vorbehalten. Glaswürfel fehlen gänzlich und wurde wohl im größeren Umfang erst nach der Mitte des 3. Jahrhunderts von den Trierer Mosaizisten eingesetzt. Der farbige Gesamteindruck hinterlässt eine beige-rötliche Tönung des Mosaiks. Hierzu trägt auch die feine rötliche Erdschlämme bei, die während der Restaurierung nicht vollständig entfernt werden konnte.

Nicht jede Sorte von Stein eignet sich für die Mosaiksteinherstellung. Der Stein muss spalt- und polierbar sein. Eine Eigenschaft, die vor allem Buntmarmor und Kalkstein ideal erfüllen. Ein weiteres Kriterium ist die breitgefächerte Farbpalette, vor allem von Kalkstein, die den Werkstoff als beständigen Bodenbelag prädestinieren. Seine Stärken zeigt der Buntmarmor nach dem Polieren. Je nach kristalliner Struktur, ob mittel- oder grobkristallin, kann das Licht bis zu einer gewissen Tiefe in den Stein eindringen und wird von den Kristallstrukturen reflektiert. Diese Lichtwirkungen machten sich die Mosaizisten vor allem in den Nachbildungen von Kleidungen zu Nutzen und setzten diese wirkungsvoll in Szene.

Um kostenintensive und zeitraubende Transporte zu vermeiden, wurden vermehrt regional nutzbare Gesteinsvorkommen erschlossen und ausgebeutet. Es entwickelte sich ab dem 1. Jahrhundert in den Nordwestprovinzen eine eigenständige steinverarbeitende Industrie, die sich lokaler Marmorsorten bediente und sich vom Import aus dem Mittelmeerraum emanzipierte. Jedoch mussten weiterhin Buntmarmore mit bestimmten Farbschattierungen, die lokal nicht zur Verfügung standen, importiert und um des Luxus Willen, teuer bezahlt werden. Als brauchbarer Ersatz für Rot oder intensives Orange bot sich Terra sigillata, Ziegelbruch oder Terrakotta an.